Konsolenhersteller und die Indies - Was war, was ist

Kleiner Hinweis: Der Artikel ist von 2013 und daher nicht mehr aktuell.

FEZ, Braid, Limbo, Minecraft, … Spiele, die vor 10 Jahren wohl niemals auf einer Konsole erschienen wären. Nicht wegen der Qualität, sondern wegen den teuren Dev-Kits und den hohen Ansprüchen seitens der Konsolenhersteller. Zum Glück hat sich das in den letzten Jahren alles sehr rasant geändert. Mittlerweile werden Indie-Spiele nun auch schon als Starttitel für neue Konsolen auf großen Pressekonferenzen gezeigt.

In vielen Köpfen bedeutet „Indie“ immer noch, dass entsprechende Spiele irgendwo in einem kleinem dunklen Keller entwickelt werden und fragen sicher daher, wie sie nun ihre Werke auch auf die Konsolen bringen können. Mit dem kleinen Artikel hier möchte ich versuchen, da mal etwas Licht in das große dunkle Wirrwarr aus Missverständnissen zu bringen, da ich mich damit schon von Anfang an befasse.

Damals fing Microsoft damit an, vereinzelt Spiele auf die Xbox 360 zu bringen, die von einzelnen Entwicklern entwickelt wurden. Die besten Beispiele sind hierfür vermutlich „Braid“ und „Limbo“. Etwa zur gleichen Zeit fing MS dann auch damit an das XNA-Framework dahingehend zu entwickeln, dass mit XNA entwickelte Spiele auch über den Xbox Live Marktplatz geteilt werden können.

Später kündigten sie dann den Xbox Live Indie-Marktplatz an, auf dem jeder sein Spiel veröffentlichen konnte. Qualitativ gab es hier fast gar keine Hürden... leider. Aber es wird bis heute von der Community abgestimmt, welches Spiel auf den Marktplatz kommt und welches nicht.

_Ganz kurz noch mal zur Erklärung: Auf der 360 gibt es mehrere Marktplätze. Einmal den Xbox Live Indie Marktplatz und einmal den Xbox Live Marktplatz, auf dem die normalen „Arcade“-Spiele veröffentlicht werden.

Auf letzterem Marktplatz hat man in vielen Bereichen mehr Möglichkeiten wie „Erfolge“ und diverse Online-Features, die Spiele dürfen wesentlich größer sein, man kann mehr Geld verlangen und sie sind nicht auf XNA beschränkt. Also der Marktplatz für die professionellen Entwickler._

Nachdem Microsoft den Konsolenmarkt für Indies geöffnet hat, zog auch Sony nach. Etwas zurückhaltender und vorsichtiger als MS aber immerhin offener als Nintendo. Auf der PS3 und PSP kamen 2009 die Playstation Minis. Kleine Spiele zum kleinen Preis die auch von kleinen Entwicklern bereitgestellt werden konnten. Hierfür war allerdings auch ein teures Dev-Kit, eine Firma und ein Konzept vonnöten. 2012 folgte dann das Playstation Suite SDK, das kostenlos verfügbar ist und ermöglicht, Spiele und Anwendungen für PS Vita und Playstation Devices zu entwickeln. Mit 99$ im Jahr entspricht das dann ziemlich dem Konzept von C# und XNA.

Aber nun mal zu Nintendo. Sie sind die einzigen Konsolenhersteller, bei denen ich mir nie sicher war, wie sie zu Indiespielen stehen. Es gab immer mal wieder Indiespiele für Wii und 3DS. Bei dem DS bin ich mir gar nicht so sicher, aber da gab/gibt es auf jeden Fall eine aktive Homebrew-Szene. Scheinbar hat sich das aber nie für eine der beiden Seiten gelohnt und in meinen Augen wurde das von Nintendo auch recht stiefmütterlich behandelt. Aber vielleicht hat sich auch nie einer bei Nintendo gemeldet. So genau weiß ich das natürlich auch nicht.

Nintedo verbreitete nun allerdings auch frohe Kunde. Sie haben nicht nur diverse Indies auf die Wii U gelockt, nein, viel viel besser. Die Wii U wird offiziell das Monogame Framework (ein XNA Derivat) unterstützen. Ob dann auch jeder Zugriff auf den Marktplatz bekommt wurde zwar noch nicht gesagt, aber es ist ein toller Schritt.

Mit der nächsten Konsolengeneration sehen die Indieentwickler es als Pflicht für Konsolenhersteller, ihnen ebenfalls einen Marktplatz anzubieten. Und Sony nutzt die Gunst der Stunde um Indiestudios zu fördern, lässt aber die ganz kleinen Entwickler außen vor. Im Grunde macht Sony momentan nichts anderes als Microsoft, als die sich dazu entschieden haben Spiele wie Braid oder Limbo zu unterstützen. Sony haben sich nun bereits bekannte und größtenteils schon veröffentlichte Spiele geschnappt, um sie auf die PS4 portieren zu lassen.

Und hier entstand ein recht großes Missverständnis. Es sah und sieht so aus, als wäre die PS4 nun für alle zugänglich, während man auf der Xbox One kaum etwas aus dem Indiebereich zu sehen bekam. Das artete aus und es brach ein ziemlich großer Shitstorm gegen Microsoft los. Selbst bekannte Entwickler äußerten sich sehr negativ. Was mich wundert. Denn gerade die müssten doch die Situation verstehen. Ich habe zwar schon eine Vorstellung davon, wie es dazu kam, das würde aber viel zu spekulativ werden und ich möchte hier auch keinem etwas nachsagen, was man negativ auffassen könnte.

Also noch mal zusammengefasst:

Die Xbox 360 ist für jeden zugänglich. Jeder kann darauf via C# und XNA seine Spiele veröffentlichen. Einzelne Spiele wurde durch Microsoft gefördert und auf dem richtigen Marktplatz veröffentlicht, während die anderen Spiele auf dem entsprechenden Indie-Marktplatz veröffentlich wurden. Eine solche Förderung konnte auch beim Dream Build Play-Wettbewerb gewonnen werden.

Mittlerweile hat Microsoft allerdings die Entwicklung von XNA eingestellt. Was auch wieder ein Punkt ist, der oft missverstanden wird. Denn mit XNA hat man bereits ein sehr umfangreiches und sehr gut funktionierendes Framework, das immer noch von vielen genutzt wird. Andererseits wurde XNA auch für Spiele auf dem Windows Phone und ursprünglich dem Zune genutzt. Das hat einige etablierte Entwickler abgeschreckt, weil es eine Portierung bereits veröffentlichter Spiele erschwerte. Der Punkt ist; mit Windows Phone 8 wurde Microsoft noch wesentlich offener. Hier können Apps und Spiele nun auch mit JavaScript (/HTML5) und C++ entwickelt werden. Das machte XNA relativ überflüssig für Microsoft.

Mit der Xbox One und PS4 geht das Ganze aber noch einen Schritt weiter, denn Microsoft bestätigte bereits zwei weitere Dinge (auch schon bevor sich alle über den angeblich mangelndem Indie-Support beschwerten). Einerseits wird die Xbox One die Unity-Engine unterstützen (bzw. umgekehrt) und zum anderen wurde auch schon bestätigt, dass wieder jeder mit einer ganz normalen Xbox One Spiele dafür entwickeln können wird.

Zudem bieten sie auch ein Programm für Entwickler an, die sich bereits beweisen konnten. Diese bekommen 2 Xbox One Dev-Kits für lau, wenn sie das entsprechende Formular ausfüllen.

Der Knackpunkt ist schlicht, dass es mittlerweile zwei Arten von Indie-Entwicklern gibt. Einmal die, die damit bereits bekannt wurden und ihren Lebensunterhalt damit verdienen und einmal die, die das in ihrem kleinen Kämmerlein und ohne Budget machen. Letztere sollte man vermutlich eher der Homebrew-Szene zuordnen. Jedoch ist die entsprechende Definition vermutlich etwas verwässert. Homebrewler umgehen Schutzmechanismen der Konsolen um ihre eigene Software darauf laufen zu lassen und nutzen dafür in der Regel auch keine offiziellen SDKs oder Frameworks. Einfach weil es die für ältere Konsolen schlicht nicht gibt. Jedenfalls nicht für die breite Öffentlichkeit. Also bleibe ich lieber bei „Hobby-Entwickler“. Erstere werden auf jeden Fall ihre Spiele auf den neuen Konsolen veröffentlichen können und für die Hobbyisten gibt es bisher eher schwammige Aussagen. Für die Xbox One scheint es sicher zu sein, auf der WiiU sehr wahrscheinlich und für die PS4 gibt es diesbezüglich noch keine Aussagen, aber mit dem Playstation Suit SDK ist es ebenfalls wahrscheinlich, dass wir dort auch als Hobbyentwickler den Marktplatz betreten können.

Zum Seitenanfang

Es wurden noch keine Kommentare geschrieben.

Kommentar als Gast schreiben

Bitte beachte die Datenschutzhinweise vor dem Absenden des Kommentars.