Unity und das neue Lizenzmodell

Vor ein paar Wochen brach ein bisschen Panik unter den Entwicklern aus, die ihre Spiele mit der Unity bauen. Denn Unity Technologies wollten ein neues Preismodell einführen, bei dem Entwickler ein paar Cent für jede Installation hätten zahlen sollen. Das kam natürlich nicht so gut an.

Eigentlich ist die Engine kostenfrei für Hobbyentwickler und Studenten. Macht man mehr als 100.000$ Umsatz im Jahr, oder, will man seine Spiele auch auf Konsolen veröffentlichen, braucht man die Pro-Version. Mit Der bekommt man noch Premium-Support, ein paar zusätzliche Funktionen und halt Kram, der für Hobbyisten eher weniger von Bedeutung ist. Klingt super fair. Vielleicht auch ein bisschen zu fair.

Auch wenn sie viel Umsatz machen, haben sie lang keinen Gewinn erwirtschaftet. 2020 sind sie an die Börse gegangen und haben seit dem erst im vierten Quartal 2022 zum ersten Mal Gewinn gemacht. Das ist für ein Programm, das von 1.5 Millionen Nutzern monatlich genutzt wird ein bisschen traurig. Tausende von Entwicklern machen vermutlich Geld mit ihren Spielen und Unity Technologies sehen keinen Cent dafür. Ok, ich will jetzt hier auch kein Mitleid erregen. Aber(!) es ist nicht so, dass sie nicht noch andere Wege haben, um Geld von ihren Nutzern zu bekommen. Vielleicht nicht direkt, aber über Umwege. Denn Unity bietet auch ein eigenes Anzeigennetzwerk, mit dem man Werbung in seinen Spielen schalten kann. Werbende kaufen Anzeigen bei Unity, die liefern die Technik und Entwicklern binden sie ein und bekommen ein bisschen was vom Kuchen ab. Aber so gut schien es nicht zu laufen. Auch wenn sie extra ein komplettes Werbenetzwerk aufgekauft haben. Der Plan war jedoch, dass Entwickler, die deren Werbekram nutzen auch Rabatt auf die Lizenzgebühren bekommen.

Jedenfalls brauchen sie Geld. Viel Geld. Daher haben sie angekündigt, dass sie nun für jede Installation eines Spiels ein paar Cent von den Entwicklern haben möchten, sofern die Entwickler eine gewisse Umsatzgrenze und eine gewisse Anzahl an Installationen erreichen. Das bedeutete egal ob Neuinstallation auf dem gleichen Gerät, die Installation einer Raubmordkopie oder die Installation eines Free to Play-Spiels. Bei letzterem macht es vielleicht noch Sinn, da diese meist genug Geld über Ingame-Käufe generieren. Außer Acht gelassen (oder einfach in Kauf genommen) wurde hier aber, dass man damit kleinere Entwickler einfach in den Ruin treiben könnte, indem man einen Bot schreibt, der ein Spiel den ganzen Tag Neuinstalliert. Oder wenn ein Spiel über illegale Wege verbreitet wird und so die Entwickler dann doppelt penetriert werden.

Wie dem auch sei. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile und stieß natürlich auf keine Gegenliebe. Hier und da gab es Versuche das Problem zu relativieren. Zum Beispiel wäre es ja immer noch günstiger als die Gebühren bei der Unreal-Engine, die 5% vom Verkaufspreis haben wollen. Das überzeugte ein paar Leute und die Rechnung wäre auch aufgegangen, wenn Epic Games auch pro Installation Geld verlangen würde. Aber das war ja der große Haken. Epic Games wollen 5% von den Bruttoeinnahmen, die direkt mit dem Spiel generiert wurden. Aber hier gelten auch nur alle Einnahmen, die nach der ersten Millionen USD generiert werden. Kaum einer hätte ein Problem damit gehabt, wenn Unity eine kleine Umsatzbeteiligung haben wollte. Das wäre legitim.

Jedoch wollten sie Geld haben, dass Entwickler eventuell gar nicht verdienen (illegale Kopie, Neuinstallation etc.) und das auch noch rückwirkend(!). Normalerweise gelten immer die Nutzungsbedingungen für die Version, die man nutzt, um das Spiel zu erstellen. Mit den neuen Nutzungsbedingungen wollten sie aber auch an die Taschen der Nutzer, die noch eine alte Version nutzen. Und haben dafür die Nutzungsbedingungen einfach entsprechend angepasst.

Jetzt aber alles bis ins Detail aufzudröseln ist aber auch Zeitverschwendung. Wer die Details wissen möchte, kann sie in den Quellen nachlesen. Sie sind mittlerweile komplett zurückgerudert und haben ein neues Preismodell angekündigt. Man kann es nun natürlich niemanden zum Vorwurf machen die Engine weiterhin zu nutzen. Ganz im Gegenteil. Jedoch wissen wir nun, wo die Reise hingehen soll. Profit um jeden Preis. Und wenn es auch der Firma das Vertrauen der kompletten Nutzerschaft kostet. Es würde so viele normale Wege geben die Engine zu monetarisieren. Einfach die kostenfreie Version ganz wegfallen lassen zum Beispiel. Aber was sie hier vorhatten, zeigt einfach nur, dass sie schnell viel Geld machen wollten und gar nicht auf lange Sicht geplant haben. Man kann nur hoffen, dass deren Chefetage schnell ausgetauscht wird.

Edit: Und tatsächlich hat der CEO kurz nach diesem Debakel seinen Hut genommen: https://www.gamestar.de/artikel/unity-ceo-sofortiger-ruecktritt,3401950.html

Zum Seitenanfang

Es wurden noch keine Kommentare geschrieben.

Kommentar als Gast schreiben

Bitte beachte die Datenschutzhinweise vor dem Absenden des Kommentars.