Warzone gegen Activision-Blizzard

Warzone ist ein Strategiespiel, das im Browser spielbar ist. Es vergleicht sich selbst mit Hasbros Risiko. Also ein strategisches Brettspiel im Browser. Call of Duty: Warzone ist ein Battle Royale Ego-Shooter von Activision-Blizzard. Beide haben gemein, dass sie in einem Kriegsszenario spielen, sonst nichts. Nun scheint es aber ein Markenrechtsproblem zu geben. Und der kleine Entwickler des Browserspiels sieht sich von Activision bedroht und geschädigt.

Der Entwickler, der an dem Spiel schon seit 10 Jahren arbeitet und es 2017 in "Warzone" umbenannt hat, gab bekannt, dass Activision ihn verklagt. Für diese Klage sammelt er nun Geld auf gofundme. In der gofundme-Kampagne beschreibt er, dass er total "schockiert" war, dass eine andere Firma diesen total kreativen und einzigartigen Namen verwendet. Eine kurze Suche bei Google offenbart aber schon, dass das nicht das erste Mal war, das dieser Name für ein Spiel mit Kriegsszenario verwendet wird (das älteste Spiel, das ich finden konnte, ist von 1986. Und darauf folgten viele weitere Spiele mit gleichen Namen). Auch die Tatsache, dass er dadurch Supportanfragen für Call of Duty bekommt und Twitch-Streamer mit 3 Zuschauern sein Spiel als Kategorie verwenden, bereitet ihm scheinbar ernste Schwierigkeiten.

On April 8th, 2021, Activision filed a lawsuit against Warzone.com seeking to remove Warzone.com's rights to the mark Warzone. You can read the full lawsuit here, but frankly, it's absurd. Here's what Activision says in their lawsuit:

"it is inconceivable that any member of the public could confuse the two products"

Das ist ein Auszug aus seinem Text. Ja, es ist sichtlich absurd. Warum sollte ein Unternehmen wie Activision-Blizzard ein Problem mit einem kleinen Browserspiel haben. Das erinnert an die David gegen Goliath-Geschichte bei Mojang damals. Als Bethesda Mojang an den Kragen ging, weil sie ein Kartenspiel namens "Scrolls" veröffentlichten und weil sie der Meinung waren, dass das zu Verwechslungen mit The Elder Scrolls führt.

Aber hier kam mir die Geschichte etwas komisch vor. Während er dabei nicht lügt, verschweigt er aber einige Sachen. Es ist also bestenfalls unehrlich. Er bezeichnet es als "absurd" und zitiert einen Satz aus der Klage, in dem Activision behauptet, dass die beiden Spiele nicht verwechselt werden können, weil es zwei komplett verschiedene Produkte sind. Dem würde ich jetzt auch mal zustimmen.

Die Frage, die man sich hier aber stellen sollte ist, wie es dazu kam. Es waren nämlich nicht Activision die plötzlich und überraschend mit einer Klage um die Ecke kamen. Er versucht es aber so darzustellen. Denn wenn man sich die Klage mal selbst ansieht, werden einige Sachen klar.

Schauen wir doch mal direkt nach dem Satz, den er hier zitiert hat. Denn an dem Zitat selbst sieht man schon, dass es nicht der komplette Satz ist. Und liest man den kompletten Absatz, bekommt man das ganze Bild, das man braucht, um beurteilen zu können, was hier überhaupt los ist:

(Defendant, also der Beklagte, ist der Browserspiel-Entwickler)

Activision’s Call of Duty: Warzone could not be more different from Defendant’s game, a low-budget, niche virtual board game like Hasbro’s Risk where players take turns moving numbers (representing “armies”) across a map of the world. Indeed, it is inconceivable that any member of the public could confuse the two products or believe that they are affiliated with or related to each other. Nevertheless, Defendant has claimed that Activision’s Call of Duty: Warzone infringes Defendant’s alleged trademark rights in the word “Warzone.” Defendant specifically has threatened to seek an injunction preventing Activision from using the word “Warzone,” massive damages for the alleged injury to Defendant’s alleged “brand,” and an order from the U.S. Patent and Trademark Office preventing Activision from registering a trademark in the title of Activision’s popular game.

Der Absatz beginnt damit inwiefern sich beide Spiele unterscheiden. Also ja, die beiden Spiele könnten unterschiedlicher kaum sein. Dann kommt der Satz, den er in seiner gofundme-Kampagne zitiert. Und direkt darauf folgt die wichtige Info, die in der Kampagne gar nicht auftaucht. Warum nur?

"Nevertheless, Defendant has claimed that Activision’s Call of Duty: Warzone infringes Defendant’s alleged trademark rights in the word “Warzone.”"

Er hat also behauptet Activision würde seine Trademark verletzen. Er hat mit einer Unterlassungsklage gedroht, damit sie das Wort "Warzone" nicht mehr verwenden können. Außerdem wollte er Schadensersatz für die Schäden, die diese Verwechslung verursacht und er wollte eine Verfügung erwirken die Activision daran hindern sollte den Namen zu registrieren.

Guckt man sich den ersten Absatz an:

"This is an action for declaratory relief, seeking a declaration that Activision’s use and registration of the word marks WARZONE and CALL OF DUTY WARZONE do not infringe Defendant’s purported trademark rights in the title of its browser-based strategy game “Warzone.”"

"Declaratory Relief" ist eine Feststellungsklage. Das bedeutet, dass Activision hier nun vom Gericht feststellen lassen will, wer in diesem Fall recht hat. Ohne dabei irgendwelche Strafen einzufordern. Es dient vielmehr dazu weitere Eskalationen zu vermeiden und die Sache zu klären, ohne, dass dabei jemand zu Schaden kommt. Kosten fallen da natürlich trotzdem an.

Nun bin ich weder Richter noch Jurist. Aber die ganze Geschichte scheint mir vom Browser-Warzone-Entwickler mit voller Absicht ins falsche Licht gerückt zu werden. Und wie man sieht, zieht das auch ganz gut. Er hat schon über 10.000$ von 600 Personen gesammelt. Mir scheint es, als hätte er da eine gute Gelegenheit gesehen etwas Geld abzuzwacken, bis ihm die Sache um die Ohren geflogen ist. Jetzt versucht er Mitleid zu erregen, um seinen eigenen Arsch zu retten, indem er die Geschichte nicht komplett offenlegt.

Ich freue mich auch immer, wenn man mal gegen große Publisher schießen kann. Aber in dem ganzen Gewusel geht oftmals unter, dass einige Indie-Entwickler nicht viel glorreicher sind, generell jedoch mehr Empathie erfahren. Immer öfter habe ich das Gefühl, dass manche Entwickler das ganz gezielt ausnutzen, wenn es um ihre Crowdfunding-Geschichten geht.

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